
Eine Feuerstelle, menschliche Überreste
und der Kiefer eines Tieres: Die Ausgrabungen an der
Blätterhöhle in Hagen-Holthausen brachten im vergangenen
Jahr spektakuläre Funde hervor. Bis in den Dezember
dauerten die Ausgrabungs- und Nacharbeiten der
Grabungskampagne 2022 an der Blätterhöhle an. Der
Grabungsleiter der Stadtarchäologie Hagen, Wolfgang
Heuschen, sowie der studentische Volontär der LWL-
Archäologie für Westfalen der Außenstelle Olpe, Florian
Gumboldt, arbeiteten bis zuletzt im Gelände.
Flutschäden beeinflussen Arbeiten vor der Höhle
Während die Untersuchung und die Dokumentation der
neuen Ausgrabungsfläche auf dem Vorplatz der
Blätterhöhle bereits abgeschlossen waren, dauerten die
Arbeiten in der Höhle noch bis in den November an. Grund
dafür war die Beseitigung der durch das Starkregenereignis
2021 hervorgerufenen Flutschäden. Die Wassermassen
hatten zu Schäden an den Grabungsprofilen geführt, die das
Forschungsteam durch langwierige Grabungs- und
Sicherungsmaßnahmen zunächst beheben musste. Trotz
teils spektakulärer Forschungsergebnisse ist eine mögliche
Fortführung der Arbeiten an der Fundstelle vor der Höhle
derzeit noch ungewiss.
In der letzten Grabungskampagne erweiterten die
Forscherinnen und Forscher die Fläche auf dem Vorplatz
der Blätterhöhle. Vor allem für die Erforschung der
tiefergelegenen, eiszeitlichen Schichten des Fundplatzes
ließ die vorherige Grabungsfläche keinen Spielraum mehr.
In Zusammenarbeit mit der Fachfirma „Voigt GmbH –
Garten- und Landschaftsbau aus Ennepetal“ wurden die
archäologisch sterilen Decksedimente zu Beginn der
Erweiterung abgetragen, sodass erste Untersuchungen im
letzten Jahr wieder starten konnten.
Untersuchungen bringen Feuerstelle zu Tage
Zu den spannendsten Funden direkt während der ersten
Ausgrabungen im Bereich der Erweiterungsfläche zählte ein
Teil einer Feuerstelle. Ob sich das anhand der
Schichtenfolge (Stratigraphie) vermutete mittelsteinzeitliche
Alter bestätigt, soll eine in Auftrag gegebene 14C-
Untersuchung von geborgenen Holzkohlen zeigen. Mit der
14C-Methode messen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler den Anteil gebundener radioaktiver Teile in
abgestorbenen Organismen. Diese Zahl nimmt durch den
Zerfall der Organismen im Laufe der Zeit ab und gibt zum
Beispiel Aufschluss über den Zeitpunkt des Todes. Die
Proben wurden nach einer holzanatomischen Bestimmung,
bei der die Holzart festgestellt werden kann, ausgewählt. Die
Ergebnisse dieser Proben zeigen, dass Hölzer von Eibe,
Eiche und eines Kernobstgewächses vorliegen. Sie geben
zum Teil Aufschluss darüber, welche Holzarten die
damaligen Menschen zu verschiedenen Zwecken
verwendeten. Die wenigen Feuersteinartefakte und
Knochen aus dem direkten Umfeld der Feuerstelle geben
derzeit keinen sicheren Hinweis auf eine Datierung.
Weitere Skelettteile in der Höhle gefunden
Im Inneren der Höhle gruben die Beteiligten in Folge der
Flutschäden verschiedene Areale ab, damit diese nicht in
naher Zukunft undokumentiert verstürzen können. Diese
Arbeiten setzen sie in kommenden Grabungskampagnen
fort. Bei den Ausgrabungen an weiteren jung- und
mittelsteinzeitlichen Arealen stieß das Team auf spannende
Funde wie Langknochen, Rippen, Wirbel, Hand- und
Fußknochen sowie ein außergewöhnlich gut und vollständig
erhaltenes Schulterblatt. Die menschlichen Überreste
stammen in der Mehrzahl aus den Grabungen in der Höhle,
eine Auswahl von ihnen befindet sich ebenfalls in der
Datierung durch die 14C-Methode.
Zu den bisher spektakulärsten Funden gehört der
Unterkiefer eines etwa zwei bis zweieinhalb Jahre alten
Kindes, den die Forscherinnen und Forscher bereits 2021 in
der Höhle entdeckten. Unter den tierischen Überresten
befindet sich der bislang größte Unterkiefer eines Wolfes
oder Hundes, den Expertinnen und Experten derzeit mittels
einer DNA-Analyse genauer untersuchen.
Studierende unterstützen die Grabungsarbeiten
Studierende der Universität zu Köln und der Ruhr-
Universität Bochum hatten erstmalig nach den
Einschränkungen durch die Coronapandemie wieder die
Möglichkeit, die Arbeiten in und an der Blätterhöhle zu
unterstützen. Vor Ort konnten sie die Ausgrabungsmethode
mittel- und altsteinzeitlicher Fundplätze erlernen oder ihre
Erfahrungen darin vertiefen. Darüber hinaus führte die
ehemalige studentische Volontärin der LWL Außenstelle
Olpe, Annika Manz, die Erfassung sämtlicher Höhlenfunde
in einer umfassenden Datenbank fort.
Um zukünftige Forschungen an der Blätterhöhle weiterhin
sicherstellen zu können, war die Stadt Hagen zuletzt auf die
Zuweisung von Fördergeldern aus dem
Denkmalförderprogramm des Landes NRW angewiesen. In
den letzten Jahren ließen sich hierdurch zum Beispiel die
Kosten für einen fachlich qualifizierten Grabungsleiter, die
Beschaffung von Materialien und Ausstattung sowie die
Beauftragung einer Fachfirma für die Erweiterung des
Grabungsareals abdecken. Die weitere Förderung aus dem
Denkmalförderprogramm für das Jahr 2023 ist nach
aktuellem Stand sehr unsicher. Grund dafür ist die geringere
Gesamtsumme, die das Land NRW 2023 für archäologische
Projekte zur Verfügung stellt. Ob zumindest ein kleinerer
Förderbetrag für das Projekt Blätterhöhle an die Stadt
Hagen mit ihrem Status als Stadtarchäologie ausgezahlt
werden kann, ist noch nicht entschieden.
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