Die konstituierende Sitzung des Beirates der Verbraucherzentrale in Hagen nutzte der Leiter der Beratungsstelle, Benjamin Korte, um den anwesenden Mitgliedern aus Stadtpolitik und Verwaltung die Jahresbilanz der Beratungsstelle zu präsentieren. Der Beirat setzt sich zusammen aus Vertretern der Ratsfraktionen sowie dem zuständigen Beigeordneten Thomas Huyeng. Er dient als Schnittstelle zwischen Verbraucherberatung und Stadt und ermöglicht einen zeitnahen und intensiven Austausch über aktuelle Entwicklungen in Hagen.

v.l.n.r.: Benjamin Korte (Leiter Beratungsstelle), Ingrid Klatte (Umweltberaterin), Karin Nigbur-Martini (Hagen-Aktiv), Ramona Timm-Bergs (SPD), Daniel George (FDP, Thomas Huyeng (Beigeordneter Stadt Hagen), Rainer Voigt (CDU). Es fehlen: Nicole Pfefferer (Bündnis 90 / Die Grünen), Ralf Sondermeyer (Die Linke)
Kostenfallen bei Freemail-Diensten und Abzocke mit mobilen Zahlungsmitteln. Fallstricke beim Onlineshopping und dubiose Mahnbriefe von Inkassobüros. Für fast 8.000 Ratsuchende war die Verbraucherzentrale in Hagen 2015 Wegweiser zu Rat und Recht. Insbesondere Klickfallen beim Onlineshopping hat sie ein dickes „Dislike“ erteilt.
Ab in den Warenkorb, Adressdaten eingeben, Zahlungsart auswählen und Bestellung aufgeben – Benjamin Korte berichtet, dass immer mehr Konsumenten die Vorteile des Onlineshoppings zu schätzen wissen: „Doch bereits beim Bestellvorgang können kostenträchtige Gefahren lauern. Dass wesentliche Produktmerkmale oder Endpreise nicht angegeben werden, Kunden bei unbemerkten Extras oder wegen kostenpflichtiger Zahlungsarten draufzahlen, hat 2015 für viele Nachfragen gesorgt“, so Korte. Überhaupt: Verbraucherprobleme in der digitalen Welt bestimmen zunehmend den Beratungsalltag.Ob Wettervorhersagen, Rezepte oder Spiele – tausendfach wurden Nutzer bei diesen Anwendungen nicht nur mit Infos oder Unterhaltung versorgt, sondern durch argloses Tippen auf mitgelieferte Werbebanner unbeabsichtigt in ein kostenpflichtiges Abo gelotst: „Von dem angeblichen Vertragsabschluss haben die Betroffenen jedoch erst erfahren, als das Abo-Entgelt einfach über die monatliche Mobilfunkrechnung abgebucht worden war. Die Rufnummer des Nutzers war automatisch übermittelt worden, was den Abzockern den Weg zum Mobilfunkanbieter weist und die Zahlung ausgelöst hatte“, zeigt Birgit Olek-Flender Verbraucherberaterin der Verbraucherzentrale in Hagen die Fallstricke beim WAP-Billing auf, dem unkomplizierten Bezahlen per Smartphone. In der Beratungsstelle gab es nicht nur Hinweise zum Sperren solcher Abofallen, sondern auch rechtliche Hilfestellungen, um unrechtmäßig einbehaltene Beträge zurückzuholen.
Unter dem Deckmantel von Deutscher Rentenversicherung, Verbraucherzentrale oder Microsoft hatten Gauner per Telefon versucht, Kontodaten oder Passwörter auszuhorchen oder Geldzahlungen einzutreiben. „Was sich zunächst abenteuerlich anhört, ist in Zeiten der IP-Telefonie mit einem einfachen Trick zu bewerkstelligen. Der Telefonanschluss wird so manipuliert, dass beim Angerufenen auf dem Display eine andere Telefonnummer als die tatsächliche angezeigt wird“, berichtet Benjamin Korte dass die Masche des IP Spoofing für Ärger und Verunsicherung sorgte.
Wieder fanden Internetbetrüger dreiste Methoden, um Nutzer über den Tisch zu ziehen: Da hatten Banken vermeintlich ein neues Sicherheitssystem an den Start gebracht, bei dem nun persönliche Daten einzugeben waren. In Wirklichkeit wollten Betrüger aber über eine gefälschte Webseite zur Eingabe von Kreditkarten- oder Log-in-Daten verleiten und mit diesen dann später Konten leerräumen.
In den Spamordner gehörten Mails, die millionenschwere Erbschaften oder lukrative Arbeitsangebote versprachen, aber für die Versprechen erst einige Hundert Euro Vorschuss für Transfer- und Anwaltskosten oder als Beitrag zur Aufnahme in eine Datenbank verlangten.
Bei vielen außergerichtlichen Rechtsberatungen und -vertretungen standen einmal mehr Probleme mit Telekommunikationsanbietern im Mittelpunkt: Zumeist ging es um nicht nachvollziehbare Posten in der Rechnung oder um Schwierigkeiten bei der Kündigung von Verträgen. Oftmals gab es mit den Unternehmen gleich mehrere Probleme. Eine bleibende Belästigung: Ungebetene Werbeanrufer, die zur Teilnahme an Gewinnspielen drängen oder Energielieferverträge oder Dienstleistungen rund um Telefonie und Internet unterjubeln wollten.
„Vorsicht: Das ist ein Kredit!“ – mit dieser Warnung hat die Verbraucherzentrale die Stolperfallen kreditfinanzierter Käufe in den Blick genommen. „Die Werbung für Fernseher, Smartphone oder Sofa trommelt für die unkomplizierte Wunscherfüllung durch Null-Prozent-Finanzierung, Sofortkredit oder verlockend klingende Ratenzahlungen. Doch häufig werden diese Konsumfinanzierungen durch zusätzliche Verträge,
Versicherungsprämien oder Kreditkartenentgelte zum finanziellen Bumerang“, so Korte. Die Beratungsstelle gab zum einen Hilfestellungen, um gängigen Verkäuferargumenten zu widerstehen und die eigene finanzielle Belastungsgrenze realistisch auszuloten. Zum anderen gab es praktische Hinweise, um das Kleingedruckte auf Fallstricke zu prüfen und gegen überflüssige und teure Zusatzverträge gewappnet zu sein.
Auch erste Verbraucherprobleme von Flüchtlingen sind bei der Verbraucherzentrale angekommen: „So hatten umtriebige Mitarbeiter in Telefonshops Flüchtlingen ein kostenloses Smartphone oder Tablet versprochen, sie damit dann in zwei oder gar drei Verträge mit 24-monatiger Laufzeit gelockt“, zeigt Korte auf, dass die Unerfahrenheit dieser Menschen zum Beispiel bei Vertragsabschlüssen ausgenutzt wird. Aber auch die Zahlungsmodalitäten bei der Energieversorgung mit Abschlägen für Strom und Gas und der Jahresabrechnung für den Gesamtverbrauch sind vielfach unbekannt.
Ein häufiges Verbraucherärgernis bei Energierechnungen hat die Verbraucherzentrale NRW 2015 vor Gericht klären lassen. „Vielfach wurde beklagt, dass Energieversorger die Abschläge für Strom nach Gutdünken anstatt nach dem tatsächlichen Verbrauch berechneten. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hat auf eine Klage der Verbraucherzentrale NRW hin entschieden, dass der tatsächliche Verbrauch hierfür Maßstab sein muss und sich die Abschlagsforderung hieran zu orientieren hat“, zeigt Ingrid Klatte, Umweltberaterin in Hagen, dass verbraucherfreundliche Rechtsprechung umgehend Niederschlag im Verbraucheralltag findet: „wir haben Ratsuchenden dann mit auf den Weg gegeben, dass sie ihren Energielieferanten auffordern können, zu hohe Abschläge zu senken. Zum Beispiel, wenn Haushaltsmitglieder ausziehen und sich dadurch der Verbrauch ändert.“
Mit der Kampagne „Besser heizen – Kosten regeln“ hat die Verbraucherzentrale auch in Hagen Wissenswertes zum Energiesparen für jedes Budget mit auf den Weg gegeben. Zudem hat sie aufgezeigt, dass ein Wechsel des Gastarifs viele Haushaltskassen sicher entlasten kann. „Neben dem Preis sind dabei vor allem kurze Laufzeiten und Kündigungsfristen, die richtige Einschätzung von Preisgarantien und eine besondere Vorsicht bei Bonusversprechen entscheidend“, erläutert Klatte die Formel, um mit Sicherheit den günstigsten Gastarif zu finden.